Zahnpasta unter der Lupe: Schwermetallbelastung als unterschätztes Risiko

Eine US-Studie findet giftige Schwermetalle wie Blei, Arsen und Quecksilber in den meisten Zahnpasten – auch in Kinder- und Naturprodukten.

Hersteller reagieren oft mit Abwehr statt Transparenz, obwohl selbst geringe Mengen dieser Stoffe gesundheitsschädlich sein können.

Einige wenige Produkte zeigen, dass schadstofffreie Zahnpasta möglich ist – Verbraucher sollten Inhaltsstoffe kritisch prüfen.

Zahnpasta unter der Lupe: Schwermetallbelastung als unterschätztes Risiko

Eine aktuelle Untersuchung der US-Organisation Lead Safe Mama wirft ein beunruhigendes Licht auf ein Produkt, das täglich millionenfach verwendet wird: Zahnpasta. Die Studie, über die der Guardian berichtete, offenbart, dass die Mehrheit der 51 getesteten Marken – darunter bekannte Namen wie Crest, Sensodyne oder Tom’s of Maine – mit Schwermetallen wie Blei, Arsen, Quecksilber und Cadmium belastet ist. Besonders alarmierend: Selbst Produkte, die als „natürlich“ oder „für Kinder“ beworben werden, schnitten nicht besser ab.

Grenzwerte und Grauzonen
Die gemessenen Werte lagen teilweise über den strengeren Grenzwerten des US-Bundesstaats Washington (maximal 1000 ppb Blei), blieben aber unter den laxeren nationalen Vorgaben der FDA. Kritiker bemängeln seit Jahren, dass diese veralteten Standards Verbraucher nicht ausreichend schützen. Interessant ist, dass besonders Zahnpasten mit Bentonit-Ton, Calciumcarbonat oder Hydroxylapatit – Inhaltsstoffe, die oft für Remineralisierung werben – hohe Belastungen aufwiesen. Bentonit-Ton erwies sich dabei als regelrechter „Schwermetall-Magnet“.

Hersteller in der Defensive
Statt auf die Ergebnisse konstruktiv zu reagieren, setzten einige Unternehmen auf juristische Drohgebärden. So erhielt Lead Safe Mama Unterlassungsschreiben, in denen Hersteller argumentierten, minimale Bleispuren seien „unvermeidbar“. Eine proaktive Suche nach Lösungen oder gar Entschuldigungen blieb aus. Die FDA und Großkonzerne wie Procter & Gamble (Crest) schwiegen zu den Vorwürfen – ein Umgang, den Tamara Rubin, Gründerin der Organisation, als „unverantwortlich“ bezeichnet. Rubin, die seit 2012 zu Bleibelastungen forscht, betont: „Diese Stoffe reichern sich im Körper an. Selbst Spuren können langfristig schaden, besonders bei Kindern.“

Lichtblicke und Handlungsbedarf
Immerhin: Einige wenige Kinderzahnpasten enthielten gar keine Schwermetalle. Diese Produkte bewiesen, dass sichere Alternativen möglich sind – vorausgesetzt, Hersteller verzichten auf risikobehaftete Rohstoffe. Für Verbraucher bleibt jedoch das Problem, dass weder Labels wie „natürlich“ noch hohe Preise Garantien für Unbedenklichkeit bieten.

Übertragbarkeit auf Europa?
Zwar bezieht sich die Studie ausschließlich auf den US-Markt, doch die Ergebnisse sollten auch europäische Konsumenten aufhorchen lassen. Zwar gelten hier oft strengere Regulierungen, doch globale Lieferketten und ähnliche Inhaltsstoffe (z. B. Bentonit-Ton in „Bio“-Produkten) könnten vergleichbare Risiken bergen. Der Fall zeigt: Kritischer Blick auf Inhaltsstoffe und Druck auf Hersteller sind nötig – denn Zahnpflege sollte nicht heißen, sich täglich Giftstoffen auszusetzen.

Quelle: https://tamararubin.com/category/toothpaste/